Die Würzburger Straßenbahn im Überblick
Die Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB) ist ein Tochterunternehmen der städtischen Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (WVV). Sie ist für den öffentlichen Personennahverkehr in Würzburg zuständig und betreibt 5 Stadtbahnlinien sowie 23 Buslinien in Würzburg. Rund 20 Millionen Fahrgäste pro Jahr werden mit 40 Bahnen befördert, die sich aus drei Fahrzeugtypen zusammensetzen. Das zweigleisige, meterspurige Stadtbahnnetz umfasst eine Länge von zirka 21 Kilometern. Eine Besonderheit ist der Steilstreckenabschnitt zwischen den Stadtteilen Heidingsfeld und Heuchelhof. Mit bis zu 91 Promille zählt dieser zu den steilsten Straßenbahnstrecken in Deutschland. Die Stadtbahnen vom Typ GT-N mit Allradantrieb sowie die der Bauart GT-E mit Allachsantrieb schaffen auch im Winter spielend die Bergfahrt mit 50 km/h. Ein Zugsicherungssystem überwacht die Einhaltung der Geschwindigkeit von 40 bzw. 30 km/h bei der Talfahrt. 2019 wurden beim Hersteller Heiterblick 18 neue Stadtbahnwagen vom Typ GT-F bestellt. Die Auslieferung erfolgt seit Mitte Dezember 2024. Mit der Betriebsaufnahme wird im zweiten Halbjahr 2025 gerechnet.
Historischer Überblick
1892 startete der Pferdebahnbetrieb zwischen Sanderring und Hauptbahnhof. Nur acht Jahre später wurde sie von der „Elektrischen“ verdrängt. Die Straßenbahn in Würzburg blühte auf und es wurde in Fahrzeuge und Infrastruktur investiert. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg veraltete der Fuhrpark und in den Sechzigerjahren wurde die Würzburger Straßenbahn zugunsten einer autofreundlichen Stadt infrage gestellt. Glücklicherweise setzte sich die WVV für die Straßenbahn ein. Neue Duewag-Straßenbahnzüge und die Sanierung des Streckennetzes machten die „Straba“ wieder zu einem attraktiven Verkehrsmittel. Wegweisend war schließlich die Erweiterung des Gleisnetzes hinauf zum höher gelegenen Stadtteil Heuchelhof Ende 1989. Eigens dafür wurden 14 neue Gelenktriebwagen vom Typ GT-E angeschafft, die den Steilstreckenabschnitt mit Steigungen von bis zu 91 Promille mühelos bewältigen können. 1996 rollte eine komplett niederflurige Generation von Stadtbahnwagen an. Diese 20 Fahrzeuge mit der Bezeichnung GT-N lösten die verbrauchten Straßenbahnen ab. Nach jahrelangen Verzögerungen konnte Ende 1997 auch der Stadtteil Rottenbauer an das Stadtbahnnetz angeschlossen werden. Die Auslastung der Züge auf der Linie 5 stieg daher kontinuierlich an, weswegen es notwendig wurde, die Bahnen der Linie 3 zur Taktverdichtung ebenfalls hinauf zum Heuchelhof fahren zu lassen. 2001 wurde deswegen der Betrieb auf dem eingleisigen Abschnitt durch Heidingsfeld eingestellt. Im Oktober 2014 war für drei Wochen die „Artic Tram“ aus Finnland zu Gast. Die Versuchs- und Zulassungsfahrten fanden zuerst ohne, später mit Fahrgästen statt. Mit der Beschaffung neuer Fahrzeuge Ende 2019 ist der Stadtbahnbetrieb für die Zukunft gerüstet.
Zukunftsprojekte der WSB
Seit etlichen Jahren gibt es Planungen für einen Ausbau des Würzburger Stadtbahnnetzes. Im Stadtteil Grombühl soll die Gleisanlage um zirka 1,3 Kilometer entlang der erweiterten Unikliniken verlängert werden. Zwar nahm das Projekt im Jahr 2017 wichtige Hürden, dennoch konnte bis 2024 immer noch nicht mit den Baumaßnahmen begonnen werden. Das mit Abstand größte Neubauvorhaben der WSB ist jedoch die Linie 6 – der Bau einer Stadtbahnverbindung durch den Stadtteil Frauenland entlang des Universitätsgeländes zum Stadtteil Hubland. Eigentlich sollte die neue Trasse bereits zur Landesgartenschau im Jahr 2018 in Betrieb gehen, doch Proteste der Anwohner und Autofahrer sowie Finanzierungsunsicherheiten verzögerten den Baubeginn nachhaltig. Im Dezember 2020 war zwar das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen, der Baubeginn ist jedoch auch in 2024 nicht erfolgt.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Wie viele Straßenbahnen hat Würzburg?
14 Doppelgelenktriebwagen der Serie GT-E (Baujahr 1989) sowie 20 Niederflurbahnen vom Typ GT-N (Baujahre 1995/96) verkehren auf dem Netz der Würzburger Straßenbahn. 6 Duewag-Oldtimer dienen montags bis freitags zu Stoßzeiten morgens und mittags als Verstärker. Darüber hinaus kann man eine Partybahn buchen, wahlweise auch mit Anhänger. An Adventswochenenden dient der Triebwagen aus dem Jahr 1956 als Nikolaus-Express. Für Wartungsarbeiten stehen noch ein Schienenpflegewagen sowie eine Elektolokomotive mit Schneepflug und Güterwagen zur Verfügung. Übersicht aller Schienenfahrzeuge der WSB.
Wie lange fahren noch die Duewag-Gelenktriebwagen?
Die sechs GTW-D8 aus den Jahren 1968 bzw. 1975 werden erst mit der Inbetriebnahme der neuen Stadtbahnwagen (GT-F) ausrangiert, also frühestens im 4. Quartal 2025. Details zu den Duewag-Gelenktriebwagen.
Wann ersetzen die neuen GT-F-Züge die Stadtbahnwagen vom Typ GT-E und GT-N?
Frühestens ab dem 4. Quartal 2025 wird mit der Außerdienststellung der ersten GT-E begonnen. Wenn genügend GT-F zur Verfügung stehen – die Auslieferung wird sich voraussichtlich bis 2026 hinziehen –, werden auch die GT-E-Züge nicht mehr benötigt. Eine zweite Bestellung soll schließlich bis 2030 erfolgen. Dabei ist geplant, dass zehn GT-N durch Neufahrzeuge ab dem Jahr 2027 ersetzt werden und zehn weitere ab 2030. Übersicht aller Schienenfahrzeuge der WSB.
Was macht die Stadtbahnlinie 5 zum Heuchelhof so besonders?
Die Stadtteile Heidingsfeld und Heuchelhof sind durch eine 1,6 Kilometer lange Steilstrecke miteinander verbunden. Mit einer Steigung von bis zu 9,1 Prozent gilt sie als eine der steilsten Straßenbahnstrecken Deutschlands. Nur Fahrzeuge mit Allachs- bzw. Allradantrieb dürften die Steilstrecke mit Fahrgästen befahren. Bei Talfahrt gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 40 bzw. 30 km/h. Ein Zugsicherungssystem überwacht die Geschwindigkeit. Infos zur Steilstrecke
Gibt es in Würzburg ein Straßenbahnmuseum?
Nein. Ende der 70er Jahre gab es im alten Betriebshof einen akuten Platzmangel, weswegen sämtliche verbrauchte Straßenbahnwagen verschrottet werden mussten. Dennoch gibt es wieder ein paar alte Schienenfahrzeuge, die von anderen Straßenbahnbetrieben gebraucht gekauft wurden: eine E-Lok mit Schneepflug mit Baujahr 1946, die Partybahn aus dem Jahr 1956, den 1963 hergestellten Schienenpflegewagen sowie zwei ehemalige Hagener Duewags – ebenfalls Baujahr 1963. Wer in die Geschichte der WSB eintauchen möchte, findet bei den „historischen Straßenbahnen“ und unter der Rubrik „Geschichte“ ausführliche Informationen zu den Fahrzeugen und zum Liniennetz.
Was ist der Unterschied zwischen einer Straßenbahn und einer Stadtbahn?
Eine Straßenbahn teilt sich meist den Fahrweg mit dem Individualverkehr. Bei einer Stadtbahn haben die Bahnen überwiegend ihren eigenen Gleisbereich. Die Würzburger Straßenbahn modernisierte in den Achtzigern ihr Gleisnetz und achtete darauf, dass die Bahnen, wo immer möglich, ihren eigenen Gleiskörper und damit stets freie Fahrt haben. So wurde aus der Straßenbahn eine Stadtbahn.