Partybahn mit Beiwagen am Hauptbahnhof. © 31.10.2015 André Werske.

Partybahn, Schoppenexpress, Nikolauswagen

Die Oldtimer-Straßenbahn zum Anmieten

Im Inneren des Partybahn-Triebwagens.; © 10/2003, André Werske
Im Inneren des Partybahn-Triebwagens.

Die Würzburger Straßenbahn setzt seit 1984 einen Oldtimer-Express aus dem Jahre 1956 ein.[1] Mit ihm kann man sich durch Würzburg chauffieren lassen, dabei feiern, schöppeln oder die Sehenswürdigkeiten anschauen. Dieser Straßenbahnwagen fährt nicht im regulären Betrieb, sondern muss angemietet werden. Die Mindestanmietzeit liegt bei eineinhalb Stunden. Für besonders große Geselligkeiten und kommerzielle Veranstaltungen mit vielen Teilnehmern steht wahlweise auch ein passender Beiwagen zur Verfügung. Sowohl Steuer- als auch Beiwagen bieten jeweils 21 Personen Platz. Zu- und Ausstieg ist an jeder Haltestelle im Tal möglich. Die Fahrroute geht ab dem Straßenbahn-Depot im Stadtteil Sanderau quer durch das Stadtgebiet. Lediglich die Steilstrecke hinauf zum Heuchelhof schafft der Oldtimer-Express nicht. Die Bewirtung erfolgt entweder durch die WSB oder durch den Anmieter selbst. Toiletten befinden sich an den jeweiligen Endhaltestellen.[2] Für Anfragen zur Anmietung wenden Sie sich bitte direkt an die Würzburger Straßenbahn.

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Woher kommt der Schoppenexpress?

So manche Straßenbahnbetriebe in Deutschland retteten einige Exemplare ihrer ehemaligen Straßenbahnwagen vor der Verschrottung. Sie schlummern in den Depots und warten auf besondere Anlässe, um von Straßenbahnliebhabern bestaunt zu werden. Die Würzburger Straßenbahn musste ihre ausrangierten Fahrzeuge allerdings bis in die Siebzigerjahre hinein verschrotten, um Platz für den Umbau des Sanderauer Betriebshofes zu haben. Doch später vermisste man, eine „besondere“ Bahn zu haben und sah sich bei anderen Straßenbahnbetrieben in Westdeutschland um. Fündig wurde die WSB in Darmstadt, die einen Triebwagen samt Anhänger auf ihrer Ausmusterungsliste hatten.[3] Hergestellt wurde das Pärchen 1956 von der Firma Rathgeber in München und stand seitdem bei der HEAG in Darmstadt im Liniendienst.[1] Die WSB konnte den Triebwagen zusammen mit dem Beiwagen 1983 relativ günstig abkaufen.[3]

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Einsatz als Nikolauswagen und Partybahn

Als Nikolauswagen unterwegs.; © 04.12.2016 André Werske
Als Nikolauswagen unterwegs.

Der Zug war zwar technisch in einwandfreiem Zustand, musste aber angepasst werden, um die damals aktuellen Sicherheitsvorschriften zu erfüllen. Im Betriebshof wurde der Triebwagen 291 modifiziert. Unter anderem verschwanden die alten Sitze und die offenen „Bühnen“. Auch eine neue Beleuchtung wurde eingebaut.[3] Der erste Anlass, den Straßenbahn-Oldtimer auf Würzburgs Straba-Netz rollen zu lassen, war bereits im Dezember 1983. Als Nikolauswagen sorgte er für Aufsehen unter den Würzburgern. Im Frühjahr 1984 wurde der Triebwagen in der Werkstatt der WSB zum Schoppenexpress umgebaut. Sein Debüt gab er zum Kiliani 1984.[1] Seitdem kann der nostalgische Zweiachser mit seinem unverwechselbaren „Sound“ angemietet werden. Jeweils in der Adventszeit wird er durch eine zusätzliche Außenverkleidung wieder zu einem Nikolauswagen umgestaltet. Auch innen wird der Triebwagen festlich geschmückt. In den Advents-Wochenenden und am Heiligabend kann dann jedermann ein günstiges Sonderticket kaufen und mitfahren.[16] Obendrein werden Weihnachtslieder abgespielt, von denen auch die vorbeigehenden Passanten was haben. An Bord sind dann der Nikolaus als Fahrer und Knecht Ruprecht als Schaffner. Es ist vor allem ein Highlight für Kinder.[4] Der Beiwagen 292 war übrigens die ersten Jahre nicht dabei. Erst 1990 gab ihn die WSB zur Zentralwerkstatt nach Mannheim, um ihn nach den Plänen und Vorgaben des Triebwagen 291 umzubauen.[1]

Anfang Mai 1994 wurde der Triebwagen 291 per Tieflader nach Zwickau gebracht, um bei einer Oldtimer-Parade mitzumachen.[5] 2013 wurde die Außenhülle der Bahn komplett erneuert, denn das alte Design bröckelte bereits und war nicht mehr ansehnlich. An bestimmten Stellen wurde Platz gelassen, um jedes Jahr das Design etwas verändern zu können. Auf den Strümpfen steht „Frohe Weihnachten“ in verschiedenen Sprachen, um einen Weihnachtsgruß auch an alle internationalen Touristen schicken zu können, die den Nikolauswagen zu Gesicht bekommen.[6]

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Technische Daten:[1] Triebwagen 291
Bauart: 2-Achser
Baujahr: 1956
Hersteller: Rathgeber München
Inbetriebnahme bei der WSB: Dezember 1983
Spurweite: 1000 mm
Höchstgeschwindigkeit: 30 km/h
Motorenleistung: 2x 60 kW
Fahrleitungsspannung: 750 V Gleichspannung
Platzangebot: 21 Sitzplätze, 37 Stehplätze[1] (7 Stehplätze[2])
Länge / Breite / Höhe: 10430 / 2134 / 3250 mm
Leergewicht: 11,3 t
Gesamtgewicht: 17,2 t
Technische Daten:[1] Beiwagen 292
Bauart: 2-Achser
Baujahr: 1956
Hersteller: Rathgeber München
Inbetriebnahme bei der WSB: 1990
Spurweite: 1000 mm
Höchstgeschwindigkeit: 30 km/h
Platzangebot: 21 Sitzplätze, 38 Stehplätze
Länge / Breite / Höhe: 10430 / 2134 / 3250 mm
Leergewicht: 9,74 t
Gesamtgewicht: 14,24 t

Quellenangaben

  1. „Angaben zum Schoppenexpreß“, Dokument von der WSB, 16.07.1992.
  2. „Schoppenexpress: Für jedes Event die passende Schiene“, WVV-Informations-PDF, 2023.
  3. Georg H. L. Geiss: „Schoppenexpress: Mit dem Weinglas in der Hand“, Erscheinungsdatum unbekannt.
  4. „Die Straßenbahn vom Nikolaus“, Prima Sonntag, 09.12.2012.
  5. „Kurs auf Zwickau“, Mainpost, 07.05.1994.
  6. „Verwandlung: Die Nikolausbahn putzt sich heraus“, WVV-Magazin, 05.12.2022.

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