GT-E auf Bergfahrt im Frühling

Die Würzburger Straßenbahn im Überblick

Die Würzburger Straßenbahn GmbH (WSB) ist ein Tochterunternehmen der städtischen Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (WVV). Sie ist für den öffentlichen Personennahverkehr in Würzburg zuständig und betreibt 5 Stadtbahnlinien sowie 23 Buslinien in Würzburg. Rund 20 Millionen Fahrgäste pro Jahr werden mit 40 Bahnen befördert, die sich aus drei Fahrzeugtypen zusammensetzen. Das zweigleisige, meterspurige Stadtbahnnetz umfasst eine Länge von zirka 21 Kilometern. Eine Besonderheit ist der Steilstreckenabschnitt zwischen den Stadtteilen Heidingsfeld und Heuchelhof. Mit bis zu 91 Promille zählt dieser zu den steilsten Straßenbahnstrecken in Deutschland. Die Stadtbahnen vom Typ GT-N mit Allradantrieb sowie die der Bauart GT-E mit Allachsantrieb schaffen auch im Winter spielend die Bergfahrt mit 50 km/h. Ein Zugsicherungssystem überwacht die Einhaltung der Geschwindigkeit von 40 bzw. 30 km/h bei der Talfahrt.

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Historischer Überblick

1892 startete der Pferdebahnbetrieb zwischen Sanderring und Hauptbahnhof. Nur acht Jahre später wurde sie von der „Elektrischen“ verdrängt. Die Straßenbahn in Würzburg blühte auf und es wurde in Fahrzeuge und Infrastruktur investiert. Doch nach dem Zweiten Weltkrieg veraltete der Fuhrpark und in den Sechzigerjahren wurde die Würzburger Straßenbahn zugunsten einer autofreundlichen Stadt infrage gestellt. Glücklicherweise setzte sich die WVV für die Straßenbahn ein. Neue Duewag-Straßenbahnzüge und die Sanierung des Streckennetzes machten die „Straba“ wieder zu einem attraktiven Verkehrsmittel. Wegweisend war schließlich die Erweiterung des Gleisnetzes hinauf zum höher gelegenen Stadtteil Heuchelhof Ende 1989. Eigens dafür wurden 14 neue Gelenktriebwagen vom Typ GT-E angeschafft, die den Steilstreckenabschnitt mit Steigungen von bis zu 91 Promille mühelos bewältigen können. 1996 rollte eine komplett niederflurige Generation von Stadtbahnwagen an. Diese 20 Fahrzeuge mit der Bezeichnung GT-N lösten die verbrauchten Straßenbahnen ab. Nach jahrelangen Verzögerungen konnte Ende 1997 auch der Stadtteil Rottenbauer an das Stadtbahnnetz angeschlossen werden. Die Auslastung der Züge auf der Linie 5 stieg daher kontinuierlich an, weswegen es notwendig wurde, die Bahnen der Linie 3 zur Taktverdichtung ebenfalls hinauf zum Heuchelhof fahren zu lassen. 2001 wurde der Betrieb auf dem eingleisigen Abschnitt durch Heidingsfeld eingestellt.

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Zukunftsprojekte der WSB

Im Dezember 2019 wurden beim Straßenbahnhersteller Heiterblick in Leipzig 18 neue Stadtbahnzüge des Typs GT-F bestellt. Die fünfteiligen, 36 Meter langen Fahrzeuge sollen die älteren Baureihen GTW-D8 (GT-D) und GT-E nach und nach ersetzen. Aufgrund des Ukraine-Krieges fehlte allerdings vom Hersteller bestellter Stahl für die Herstellung der Stadtbahnzüge. Im ersten Halbjahr 2024 wird mit der Ablieferung des ersten GT-F an die WVV gerechnet.

Seit etlichen Jahren gibt es Planungen für einen Ausbau des Würzburger Stadtbahnnetzes. Im Stadtteil Grombühl soll die Gleisanlage um zirka 1,3 Kilometer entlang der erweiterten Unikliniken verlängert werden. Zwar nahm das Projekt im Jahr 2017 wichtige Hürden, dennoch konnte bis Stand März 2023 immer noch nicht mit den Baumaßnahmen begonnen werden. Das mit Abstand größte Neubauvorhaben der WSB ist jedoch die „Linie 6“ – der Bau einer Stadtbahnverbindung durch den Stadtteil Frauenland entlang des Universitätsgeländes zum Stadtteil Hubland. Eigentlich sollte die neue Trasse bereits zur Landesgartenschau im Jahr 2018 in Betrieb gehen, doch Proteste der Anwohner und Autofahrer sowie Finanzierungsunsicherheiten verzögerten den Baubeginn nachhaltig. Im Dezember 2020 war das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen. Aller Voraussicht nach soll im Jahr 2024 endlich mit dem Bau der neuen Trasse begonnen werden. Damit könnte der Betrieb der Stadtbahnlinie 6 idealerweise 2027 starten.

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Häufig gestellte Fragen (FAQ)


Wann bekommt Würzburg die neuen Straßenbahnen vom Typ GT-F?

Eigentlich sollten die neuen Stadtbahnzüge im Laufe 2023 an die Würzburger Straßenbahn ausgeliefert werden. Doch der Hersteller HeiterBlick in Leipzig ist auf Stahl aus der Ukraine angewiesen. Wegen dem russischen Angriffskrieg kommt es zu Verzögerungen. Aller Voraussicht nach wird der erste GT-F im ersten Halbjahr 2024 bei der WSB eintreffen. Infos zum GT-F

Wird die Stadtbahnlinie 6 zum Hubland gebaut?

Im Dezember 2020 konnte das Planfeststellungsverfahren abgeschlossen werden und der Stadtrat legte einen konkreten Zeitplan fest: Im März 2027 soll die neue Straba-Linie 6 in Betrieb genommen werden. Bis Mitte 2023 läuft die Gegenüberstellung der Kosten der Baumaßnahme mit dem volkswirtschaftlichen Nutzen. Diese Bewertung ist die Grundlage, um Fördermittel vom Bund und Freistaat Bayern zu beantragen. Danach wird der Zuwendungsantrag folgen sowie die Detailplanung. Auch die Ausschreibung der Bauleistung wird zwischen Ende 2023 und Mitte 2024 folgen. Die eigentlichen Bauarbeiten an der neuen Trasse sollen Ende 2024 beginnen. Infos zur Linie 6

Was macht die Stadtbahnlinie 5 zum Heuchelhof so besonders?

Die Stadtteile Heidingsfeld und Heuchelhof sind durch eine 1,6 Kilometer lange Steilstrecke miteinander verbunden. Mit einer Steigung von bis zu 9,1 Prozent gilt sie als eine der steilsten Straßenbahnstrecken Deutschlands. Nur Fahrzeuge mit Allachs- bzw. Allradantrieb dürften die Steilstrecke mit Fahrgästen befahren. Bei Talfahrt gilt eine Geschwindigkeitsbegrenzung von 40 bzw. 30 km/h. Ein Zugsicherungssystem überwacht die Geschwindigkeit. Infos zur Steilstrecke

Gibt es in Würzburg ein Straßenbahnmuseum?

Nein. Ende der 70er Jahre gab es im alten Betriebshof einen akuten Platzmangel, weswegen sämtliche verbrauchte Straßenbahnwagen verschrottet werden mussten. Dennoch gibt es wieder ein paar alte Schienenfahrzeuge, die von anderen Straßenbahnbetrieben gebraucht gekauft wurden: eine E-Lok mit Schneepflug mit Baujahr 1946, die Partybahn aus dem Jahr 1956, den 1963 hergestellten Schienenpflegewagen und zwei ehemals Hagener Duewags – ebenfalls Baujahr 1963. Wer in die Geschichte der WSB eintauchen möchte, findet bei den „historischen Straßenbahnen“ und unter der Rubrik „Geschichte“ ausführliche Informationen zu Fahrzeugen und Liniennetz.

Was ist der Unterschied zwischen einer Straßenbahn und einer Stadtbahn?

Eine Straßenbahn teilt sich meist den Fahrweg mit dem Individualverkehr. Bei einer Stadtbahn haben die Bahnen überwiegend ihren eigenen Gleisbereich. Die Würzburger Straßenbahn modernisierte in den Achtzigern ihr Gleisnetz und achtete darauf, dass die Bahnen, wo immer möglich, ihren eigenen Gleiskörper und damit stets freie Fahrt haben. So wurde aus der Straßenbahn eine Stadtbahn.


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